Meldungen aus dem Landesverband Bremen
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Gedanken zur Arbeit des Volksbundes

Am 13. Februar 2020 durften wir Herrn Dr. Christian Paul als Co-Referenten beim Vortrag von Dr. Christopher Spatz in Bremen begrüßen. 

https://www.volksbund.de/bremen/aktuelleterminebremen/detailseite-aktuell/artikel/vortragsveranstaltung-mit-dr-christopher-spatz-zum-grenzdurchgangslager-friedland.html

Im Gespräch mit Dr. Paul erfuhr Landesgeschäftsführer Matthias Sobotta weitere Einzelheiten zur Familiengeschichte der Familie Paul und was Dr. Christian Paul mit dem Volksbund verbindet. Als sehr beeindruckend und lesenswert haben wir seine folgenden Gedanken empfunden, die er uns im Nachgang zu seinem Besuch in Bremen schriftlich übermittelt hat.

"2001 reiste meine achtzigjährige Mutter zur Einweihung eines Soldatenfriedhofs mit dem Volksbund nach Kaliningrad/Königsberg. Ich hatte vorher vergeblich versucht, sie davon abzubringen, weil ich eine solche Reise für sie als viel zu gefahrvoll ansah.

18 Jahre später begab ich mich im September 2019 selber auf eine Volksbundreise nach Wolgograd/ Stalingrad und wusste nicht, was mich dort erwarten würde. Gewiss, ich hatte mich durch Recherchen zum Lebenslauf meines dort beigesetzten Onkels Ernst vorbereitet. Dennoch empfand ich die Reise emotional als Wagnis. Letztlich trug sie aber zu einem Erlebnis bei, dessen Tiefe mich seitdem immer noch bewegt.

Wie Sie aus der Anlage des beiliegenden Textes ersehen können, ist mein Onkel Ernst 1941 vor Moskau gefallen und dort auch beigesetzt worden, 50 Jahre später vom Volksbund exhumiert und weit nach Süden auf den gerade entstehenden Friedhof von Rossoschka bei Wolgograd/Stalingrad überführt worden. Und nun als sein Familienangehöriger an seinem Grab gestanden zu haben, vermittelt dem Irrsinn des Zweiten Weltkrieges und dem zentralen Motto des Volksbundes „Nie wieder Krieg“ eine ganz andere Wucht als mit dürren Worten ausgesagt werden kann.

Da mit Dr. Walter-Michael Paul ein weiterer Onkel von mir im Nachgang zur Schlacht von Stalingrad vermisst ist, habe ich mich beim Volksbund nach ihm erkundigt und erhielt von dem Mitarbeiter des Volksbunds Thomas Gliem die folgende Nachricht:

„Meine Anfragen bei unserem Gräbernachweis und beim Umbettungsdienst ergeben folgende Lage: Dr. Walter-Michael Paul konnte bisher nicht lokalisiert werden. Nach dem bisherigen Kenntnisstand können wir hierzu auch keine weiteren Angaben machen, ob und ggf. wann wir hier zu einem Erfolg kommen könnten. Nach wie vor gibt es Grabfunde und auch Identifizierungen im Raum Stalingrad. Unsere Datei im Internet wird im Laufe der nächsten Jahre noch weitere 500.000 Namen umfassen, wenn wir zu einem vorläufigen Abschluss der Hauptsucharbeiten gelangt sind. Derzeit befinden sich ca. 100.000 Gefallene in einer Art "Warteschlange" bei uns oder bei der Deutschen Dienststelle, die demnächst in die Datei eingepflegt werden. Auch hier ist er nicht dabei. Es tut mir leid, dass ich hier derzeit keine weiteren Möglichkeiten habe, als auf einen Erfolg des Umbettungsdienstes zu hoffen.“

Was möchte ich mit all dem sagen? Nach meinem Eindruck ist das öffentliche Interesse an der oben nur punktuell angedeuteten, ungeheuren Arbeit des Volksbundes in weiten Teilen unserer Bevölkerung eher gering.

Es mag auch viele geben, die Ihre Arbeit sogar geringschätzen. Vielleicht habe ich selber auch einmal dazu gehört, bin aber eines Besseren belehrt und von meiner früheren Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit längst abgerückt. Bitte lassen Sie sich daher nicht abschrecken oder demotivieren, wenn Ihnen bei Ihrer Arbeit gelegentlich Desinteresse oder sogar Ablehnung entgegenschlägt."